Seit Menschen grössere Vorhaben planen und durchführen geschieht dies mehr oder weniger strukturiert in einem projektartigen Vorgehen. Dabei kommen unterschiedliche Ansätze, Techniken, Prozesse, etc. zum Einsatz. Viele dieser Hilfsmittel sind neueren Ursprungs, das heisst aus dem 20. Jahrhundert. Wie aber wurden früher Projekte geplant und umgesetzt? Wie konnte Blaise Pascal 1642 die mechanische Rechenmaschine entwickeln und wie wurde der erste fahrplanmässige Pferdeomnibusverkehr in 1662 in Paris ins Leben gerufen?
Der englische Philosoph, Schriftsteller und Staatsmann John Locke (1632–1704) war ein Vordenker der Aufklärung, Begründer des Liberalismus und zusammen mit Isaac Newton und David Hume einer der Wegbereiter des britischen Empirismus. Er beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, die Verfassung des revolutionären Frankreichs und vieler weiterer liberaler Staaten.
Eine seiner wichtigsten Aussagen zum menschlichen Verstand besagt, dass alle Ideen in der Erfahrung begründet sind. Die Kraft und Art, mit welcher diese Erfahrungen Ideen in uns hervorrufen, bezeichnete er als Qualitäten. Es gibt primäre Qualitäten, welche wie Gewicht, Länge, etc. physische Eigenschaften darstellen und unabhängig vom Beobachter existieren. Eigenschaften wie Farben, Töne, Geschmack etc., die aus der Wechselwirkung zwischen dem Objekt und dem Beobachter entstehen bezeichnete er als sekundäre Qualitäten. Diese enthalten ein subjektives Element und können sich von Beobachter zu Beobachter unterscheiden.
Im heutigen Projektmanagement gibt es ebenfalls primäre und sekundäre Qualitäten. Primäre Qualitäten können mit harten Faktoren, die zweifelsfrei erhoben und meist wenig Anlass zu Diskussionen geben, verglichen werden. Sie lassen sich in betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ausdrücken.
Sekundäre Qualitäten sind mit weichen Faktoren zu vergleichen, die je nach Beobachter verschieden erfasst und interpretiert werden können. Dazu gehören gemeinsame Werte, Fähigkeiten, Verhalten und Handlungsweisen. Diese Aspekte sind für die Zusammenarbeit im Projektteam aber auch für Widerstand, Unterstützung, Motivation wichtig.
Dieses Modell der harten und weichen Faktoren, das auf das 7-S-Modell von Tom Peters zurückgeht ist die moderne Variante der Gedanken von Locke und hilft mit, objektiv und nicht objektiv quantifizierbare Grössen im Projekt besser zu verstehen und steuern zu können. Erstmalig erschien dieses Modell der menschlichen Wahrnehmung 1690 in London.
Literaturhinweise:
- An Essay Concerning Human Understanding, 1690
- Euchner, Walter (2004): John Locke zur Einführung. 2. Aufl. Hamburg: Junius (300).
- Locke, John (2015): An Essay Concerning Human Understanding. Hg. v. ebooks@adelaide. The University of Adelaide Library. Online verfügbar unter ttps://ebooks.adelaide.edu.au/l/locke/john/l81u/, zuletzt aktualisiert am 14.07.2015, zuletzt geprüft am 23.02.2017.
- Lies, Jan. Harte und weiche Faktoren. Hg. v. Springer Gabler Verlag (Gabler Wirtschaftslexikon). Online verfügbar unter http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/569792/harte-und-weiche-faktoren-v8.html, zuletzt aktualisiert am unbekannt, zuletzt geprüft am 23.02.2017
- Huber, Andreas (2009): Projektführung. Ein systemisch-kommunikativer Ansatz. 1. Aufl. Zürich: vdf Hochschulvlg.