Georg W. F. Hegel und das Projektmanagement

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Unternehmen bewegen sich in einem Umfeld, das nicht statisch ist sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt. Durch diesen geschichtlichen Entwicklungsprozess entstehen immer wieder neue Anforderungen und daraus wiederum Anpassungsbedarf für die Unternehmen. Diese Anpassungen werden, wenn sie nicht zu umfangreich sind, über das normale Tagesgeschäft abgewickelt. Grössere Anpassungen werden hingegen meist über Projekte realisiert.  

Nach jedem erfolgreichen Projekt übernimmt dann wieder das Tagesgeschäft. Dies geht so lange gut, wie wieder mit einem neuen Projekt auf geänderte Anforderungen reagiert werden muss. Aus einiger Distanz betrachtet kann die geschichtliche Entwicklung eines erfolgreichen Unternehmens somit auch als Abfolge von verschiedenen Projekten gesehen werden. Es ist daher wichtig, geschichtliche Entwicklungsprozesse und somit Veränderungen zu verstehen, um bestmöglich darauf reagieren zu können. 

Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) als wichtiger Vertreter des deutschen Idealismus steuert einige interessante Gedanken zum Thema Veränderung bei:

  1. Die Wirklichkeit ist ein fortschreitender Geschichtsprozess der nur zu verstehen ist, wenn man fragt, wie die Wirklichkeit zu dem wurde, was sie geworden ist.
  2. Der Ablauf dieses Geschichtsprozesses besitzt eine rationale Struktur und gehorcht einem eigenen Gesetz. Der Schlüssel zum Verständnis dieses Gesetzes ist die Dialektik mit dem Dreischritt: These, Antithese, Synthese.
  3. Dieses Gesetz ist solange wirksam wie es Entfremdung gibt. Sie sorgt dafür, dass jede Synthese aufgrund ihrer inneren Widersprüche zum nächsten Dreischritt führt.

 Für das Projektmanagement ergeben sich folgende Hinweise. 

Der fortschreitende Geschichtsprozess:

  • Die Analyse, warum ein Projekt erfolglos abgebrochenen wurde, kann wichtige Hinweise für einen Neustart dieses Projektes geben. Das Gegenteil ist ebenfalls wichtig, also herauszufinden, warum etwas in der Vergangenheit Erfolg hatte.
  • Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur. Die Kenntnis der Entwicklung dieser Kultur und deren aktueller Zustand kann mithelfen, die am besten geeignete Projektvorgehensweise für die beteiligten Mitarbeiter auszuwählen.
  • Die Instrumente und Methoden des Projektmanagements befinden sich in einer ständigen Weiterentwicklung. Dies führt dazu, dass sich die Anforderungen an die Projektmitarbeiter ändern, was auch einen Einfluss auf die Arbeitsweise der Projektgruppen und deren Zusammensetzung hat.  

Die Dialektik als Methode

  • Lösungen gewinnen durch eine sachliche Kritik oder eine Überprüfung an Wert. Dabei wird als These die ursprüngliche Lösung verwendet. Die Antithese ist der Gegenvorschlag, der in verschiedenen Bereichen von der ursprünglichen Lösung abweicht. Die Synthese kombiniert das Beste aus beiden Lösungen.
  • Unternehmensstrategien und -strukturen müssen sich dauernd geänderten Rahmenbedingungen anpassen. Dies geschieht mittels des Change Managements. Die aktuelle Situation als Ausgangslage bildet die These. Zusammen mit den Mitarbeitern werden Zielvorstellungen definiert, die Antithese. Diese Zielvorstellungen werden auf Machbarkeit und Umsetzbarkeit geprüft und bilden nach der Einführung die Synthese, also die neue Strategie und die Strukturen. Interessanterweise findet das Change Management ebenfalls in einem Dreischritt «Unfreezing, Moving, Refreezing» statt. 

Die Entfremdung als Triebfeder der Veränderung

  • Durch das Stakeholdermanagement soll den Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen in geeigneter Form Rechnung getragen werden. Entscheidend ist jedoch nicht nur, was erwünscht ist, sondern ausdrücklich auch das, was nicht erwünscht ist. Das Nicht-Erwünschte steht im Widerspruch zu den Anforderungen und ist Triebfeder für weitere Veränderungen wie z.B. unmittelbar anschliessende Folgeprojekte.
  • Eine Lösung mag in der Vergangenheit einen grossen Anklang gefunden haben. In der Zwischenzeit wurden jedoch Widersprüche sichtbar und die Lösung passt nicht mehr in die aktuelle Umwelt. Es besteht der Wunsch nach Anpassung.
  • Mitarbeiter sind wichtige Treiber in einem Projekt. Mitarbeiter wollen informiert sein, mitbestimmen dürfen, involviert sein. Ist dies nicht der Fall, entfremden sich die Mitarbeiter vom Projekt, es entsteht Widerstand und das Verlangen nach Änderung. 

Oftmals werden die Gedanken von Philosophen als nette Ideen ohne grossen Einfluss auf die Realität abgetan. Karl Marx als geistiger Vater des Sozialismus und Kommunismus hat als Schüler Hegel’s aufgezeigt, wie machtvoll Ideen sein können, wenn diese in der wirklichen Welt umgesetzt werden.

 

Literaturhinweise:

Magee, Bryan; Leineweber, Bernd; Mischer, Sibille (2007): Geschichte der Philosophie. München: Dorling Kindersley.

Baggini, Julian; Balog, Kati; Garvey, James; Loewer, Barry; Stangroom, Jeremy (2015): Philosophie in 30 Sekunden. Die wichtigsten Strömungen und Begriffe aus der Geschichte der Weltanschauungen. Kerkdriel: Librero IBP.

Focus Online: Friedrich Hegel. „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit.“. Online verfügbar unter http://www.focus.de/wissen/mensch/philosophie/philosophie/friedrich-hegel_aid_6041.html, zuletzt geprüft am 25.06.2017.

Springer Gabler Verlag (Hg.): Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Entfremdung. Online verfügbar unter http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/9626/entfremdung-v7.html, zuletzt geprüft am 25.06.2017.

vagapedia Autoren: Entfremdung. Online verfügbar unter https://vagapedia.wikispaces.com/Entfremdung, zuletzt geprüft am 25.06.2017.

Wikipedia Autoren (2017): Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Hg. v. Die freie Enzyklopädie Wikipedia. Online verfügbar unter https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel&oldid=165812891, zuletzt aktualisiert am 25.05.2017, zuletzt geprüft am 25.06.2017.

 

Stichworte:

Deutscher Idealismus, Philosophie, Dialektik, These, Antithese, Synthese, Logik, Hegelianismus, Karl Marx, Entfremdung, Wirklichkeit, Geschichtsprozess, Heraklit

Projektportfolio – Controlling

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Frage / Feststellung: Warum ist etwas wichtig, wozu dient es?

Was beinhaltet das Controlling? Wie ist das Vorgehen?

Beschreibung, Erklärung des Themas.

Beim Projektportfolio-Controlling stehen nicht einzelne Projekte sondern das ganze Portfolio im Blickpunkt. Beim operativen Controlling geht es um die Optimierung des Ressourceneinsatzes, Termine, Inhalte, Qualität sowie Reduzierung bzw. Steuerung der Risiken. Beim strategischen Controlling stehen die Auswirkungen des Portfolios auf die Potenziale des Unternehmens im Vordergrund.

Das Controlling beinhaltet Planungs-, Koordinations- und Kontrollaufgaben. Damit soll der Erfolg langfristig gesichert und Probleme frühzeitig erkannt werden.

Massnahmen, wie machen, Anwendung

Basis für das Controlling ist das portfolioweite Reporting, das den Stand der Projekte und des Portfolios abbildet. Es werden folgende Analysen durchgeführt:

  • Durch die Zusammenfassung aller Projektfortschritte wird eine Gesamtsicht erstellt. Überprüft werden nebst anderen die Lieferobjekte, Budgetabweichungen, Ressourcenverbrauch und deren Auswirkungen auf andere Projekte sowie Qualitätsaspekte.
  • Einzelne Projektrisiken werden zusammengefasst (Cluster) und erneut auf Eintretenswahrscheinlichkeit und Schadensausmass analysiert. Spezifische Projektportfoliorisiken werden ebenfalls analysiert. Der Bericht wird mit dem Risikomanagement analysiert und Massnahmen definiert. Eventuell werden die Risiken durch den Risikomanager weiter im Unternehmen konsolidiert.
  • Abhängigkeiten werden erkannt sowie Synergiepotenziale systematisch gesucht und gefunden. Einzelne Projekte werden aufgrund von möglichen Synergiepotentialen miteinander verglichen und eine Matrix der Abhängigkeiten/Synergien erstellt.
  • Der Ressourcenbedarf aller aktuellen und zukünftigen Projekte wird in den Grössen personelle und finanzielle Ressourcen zusammengefasst. Diese Bedürfnisse werden an das Ressourcenmanagement weitergeleitet. Kürzungen müssen aufgrund der Prioritäten auf die Projekte verteilt werden.
  • Die Abdeckung der strategischen Ziele durch einzelne Projekte oder Cluster wird überprüft und deren Auswirkungen bewertet.

Nach dem Erkennen der Handlungsfelder werden Massnahmen vorgeschlagen, bewertet und Entscheidungen getroffen:

  • Anpassung von Ressourcen und Umverteilung
  • Anpassung der Projektziele und -vorgaben
  • Beschleunigung, Zurückstellung, Verschmelzung, Trennung und Stopp von Projekten
  • Rückkoppelung und allenfalls Anpassung der strategischen Ziele

 

Konkretes Beispiel, Hinweis: Worauf ist besonders zu achten? Risiken. Hinweise aus der Praxis.

Einzelne Momentaufnahmen (Berichte) sind nicht sehr aussagekräftig, da die Vergleichsbasis fehlt. In einer Zeitreihe wird die Entwicklung sichtbar und die Controllingmassnahmen können auf Wirksamkeit überprüft werden. Mit fortschreitender Dauer können Referenzwerte für gleichartige Vorhaben erarbeitet werden.

Wie kann ich es auf mein Projekt zuschneiden; was ist unverzichtbar, wichtig? Was kann gekürzt werden? Wer macht es?

Die Erstellung der Berichte und die Entscheidungsvorbereitung sowie deren Umsetzung obliegt dem Projektportfoliomangement. Entscheidungen über Ressourcen, Strategie und Risiken werden meist durch die Linie getroffen. Je nach Unternehmensgrösse werden Fachspezialisten wie Risikomanager, Controller hinzugezogen.

Vertiefung: Hinweis auf Dokumente, Suchbegriffe; Literaturhinweise

Portfoliomanagement-Reporting. Risiken. Synergien. Paarvergleich. Stakeholder. Arbeitswerte. Risikomanager. Kiviatdiagramm. Controller. Projektdreieck (Zeit, Kosten, Inhalte/Qualität).